Nathaniel by Alex Turow

Nathaniel by Alex Turow

Autor:Alex Turow [Turow, Alex]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-01T05:00:00+00:00


Ich schleppte den verletzten und humpelnden Eddie zur Hauptstraße und zum Unterstand auf dem Spielplatz. Dort setze ich ihn auf der Bank ab.

Ich hatte das drängende Gefühl, das wir alles falsch machten. Alles ging zu leicht und man hatte uns entkommen lassen. Normalerweise hätten ganze Horden von Hunden hinter uns her sein müssen, an den Leinen von Scharen von Wachmännern. Aber nichts Derartiges geschah und auch der Sheriff tauchte nicht auf. Wir waren hineinspaziert und hatten die Baracken gesehen. Das reichte mir, um Schlüsse zu ziehen. Sie hatten ihr Ziel bereits erreicht, die Kinder waren fort. Wir durften sehen, dass Baal uns voraus war, um uns davon abzuhalten, weitere Projekte zu starten, die scheitern würden.

»Ich bringe sie um«, sagte der verletzte Eddie. »Ich bringe sie alle um.«

Er humpelte stark. Der Pitbull hatte seinen Turnschuh durchgebissen und der Stacheldraht hatte ihm den Rest gegeben. Außerdem hatte er sich sicher beim Aufprall ein paar blaue Flecken zugezogen.

»Ich lege sie um!«, brüllte Eddie erneut in die Nacht.

»Eddie, hör auf!«, sagte ich.

»Die Leute hier haben diesem Baal ihre Kinder gegeben!«

»Vielleicht nicht freiwillig, Eddie!«

Er machte eine abfällige Geste.

»Das Wasserrohr. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wieso die Menschen hier so verrückt sind. Vielleicht mischen sie etwas in das Wasser, und Baal gibt ihnen in der Kirche den Rest. Auch meine Eltern haben sich verändert, aber sie waren nie auch nur in der Nähe von Baal und seiner Horrorshow, die er vor dem Altar abzieht.«

»Das ist mir scheißegal!«, brüllte Eddie.

Ich setzte mich neben ihn und legte ihm meinen Arm um die Schultern.

»Eddie, wir sollten jetzt genau überlegen, was wir tun.«

Er stand auf.

»Die Zeit des Überlegens ist vorbei!«

Dann humpelte er davon. In der Stille der Nacht fuhr eine schwarze Limousine durch das Eingangstor auf das Gelände von Ross & Son.

Ich saß noch eine Weile auf der Bank am Spielplatz und das Gefühl, ausgetrickst worden zu sein, war überwältigend. Aber Eddie schien diese Eingebung nicht zu haben. Er war jetzt erst richtig heiß geworden und es war klar, dass er zu einer Gefahr wurde. Ich wusste nicht, wohin Eddie in jener Nacht gegangen war, ich erfuhr es erst am folgenden Samstag, als alles zusammenbrach. Bis dahin sah ich Eddie nicht wieder.

»Hallo«, sagte eine Männerstimme. Neben mir stand jemand. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. Ich bekam eine Gänsehaut, denn für einen kurzen Augenblick hatte ich den Eindruck, es sei Baal. Diese Stimme hatte Ähnlichkeit mir seiner.

»Hallo?«, sagte ich fragend. Meine Stimme zitterte.

»Hab keine Angst. Ich tu dir nichts Böses.« Der Mann setzte sich neben mich auf die Bank. Er holte eine Packung Camel hervor und bot mir eine an. Ich griff zu. Die Zigarette wurde mit einem Zippofeuerzeug angezündet. Im Licht der Flamme sah ich ihn deutlich, aber nur für einen Moment. Er trug einen grauen Sommeranzug. Seinem Gesicht konnte man das Alter kaum ansehen, er hatte mittellange blonde Haare. Dann ging die Flamme aus und schon in diesem Moment konnte ich mich nicht mehr an seine Gesichtszüge erinnern.

Was geschieht hier nur? fragte ich mich.

»Das kann ich dir nicht sagen.



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